Survey am Boden

Zwischen 2009 und 2016 konnte eine Fläche von ca. 840 km2 zu Fuß begangen werden. Dabei wurden sämtliche vormoderne anthropogene Hinterlassenschaften kartiert.

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Der Survey zeigt, dass das Wadi Abu Dom seit dem Paläolithikum bis heute von Menschen genutzt wurde. Das Paläolithikum und Neolithikum sind durch einzelne Aktivitätszentren belegt. Vor allem im mittleren Wadi Abu Dom sind Tumuli der Kerma-Periode auf Felsgraten errichtet, in den anderen Teilen des Wadi ist diese Epoche jedoch weniger präsent. Eine gesicherte napatanische oder meroitische Präsenz können wir bisher nicht nachweisen, wenn auch vereinzelte cleft burials wahrscheinlich in die napatanische Zeit datiert werden können. Die sogenannte postmeroitische Periode zeigt eine massive Präsenz. Mehrere Friedhöfe mit Tumuli bis zu 18 m im Durchmesser sind am Wadirand gelegen. Auch christliche Friedhöfe mit box-graves sind häufig, vor allem in der Umgebung von Ghazali sowie im oberen Wadi Abu Dom.

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Insgesamt wurden im Verlauf des W.A.D.I.-Projektes 6544 Gräber dokumentiert. In weiten Teilen des Wadi sind jedoch im Vergleich nur wenige Siedlungsstrukturen erhalten. Diejenigen Fundstellen, die Siedlungscharakter aufweisen, sind oft nur kleine Hütten mit einfachem Layout. Dies lässt vor allem für das mittlere Wadi Abu Dom auf eine starke mobile Komponente in der Bevölkerungsstruktur schließen.

Die Erforschung der historischen Verkehrsinfrastruktur ergab vor allem Hinweise auf kleinräumige Bewegungsprofile. Im Gelände sind viele Pfade feststellbar, durch die Beifunde an den Pfaden wurde klar, dass das Gelände auch in vormoderner Zeit von einer Vielzahl von Wegen durchzogen war, die Kurven des Hauptwadiverlaufs abkürzten, jedoch zum Teil auch vom Wadi ins Hinterland führten. Diese kleinräumige Verkehrsinfrastruktur bildet offenbar vor allem pastorale Wirtschaftsweise ab. In diesen Zusammenhang gehören wohl auch mehrere Campsites, die wir dokumentieren konnten. Eindeutige Spuren von Langstrecken-Kommunikationsachsen fanden sich – im Gegensatz zu den Kurzstrecken-Routen – jedoch nicht.