Die Gebäude von El Tuweina wurden in drei Feldkampagnen in den Jahren 2017, 2018 und 2019 ausgegraben.

El Tuweina liegt im mittleren Wadi Abu Dom und damit in einer völlig anderen topographischen Situation als die Gebäude im Bereich der Oase El Rum. Auf dem Ruinenfeld von El Tuweina sind drei Bauteile deutlich zu unterscheiden, die vorerst einfach als „Objekt 1“ (Mauerwerksreste von geringer Höhe, die einen Hof umgeben), „Objekt 2“ (mittelhohe Mauern) und „Objekt 3“ (hoch anstehende Mauern) bezeichnet wurden.

Die sichtbaren Reste der Mauern von „Objekt 1“ lassen sich als Fragment eines umwallten Bezirks deuten, mit einem quadratischem Grundriss von etwa 33 m mal 33 m. Im Inneren des Bezirkes von Objekt 1 zeigen sich Reste von Einbauten, die zum Teil an die Umfassungsmauer angebaut sind, zum Teil freistehend in den Hof gesetzt sind. Bei den Grabungen (siehe -> Kampagne 2017 und Kampagne 2018) konnten mehrere Lehmziegelmauern entdeckt werden, die einen komplexeren Grundriss nahelegen.

„Objekt 2“ ist definiert durch einen kleinen Ruinenhügel mit ovalem Grundriss, wobei die Westwand durch die Baggerarbeiten völlig zerstört wurde. Der Bau könnte als Wohnhaus gedeutet werden und gehört der zweiten Nutzungsphase des Gebäudekomplexes an.

„Objekt 3“ ist definiert durch höher anstehende Mauern, die langgestreckte Räume umschließen, sowie ein (offenbar nachträglich angebautes) Apartment mit kleineren Räumen ganz im Norden der Anlage. Die Räume waren von der östlichen Schmalseite her zugänglich, wiesen jedoch keine erhaltenen Fensteröffnungen nach außen auf.

Nach Abschluss der Feldarbeiten werden die Daten im Augenblick ausgewertet und analysiert. Im Vordergrund steht dabei zunächst die Frage nach der zeitlichen Aufeinanderfolge der einzelnen Gebäudeteile von el Tuweina. Sowohl die Nordwestecke von Objekt 1 (mit dem nachträglich angebauten Objekt 2), Objekt 3 mit dem sekundären nördlichen Erweiterungsbau, als auch die Raumstrukturen im Osten von Objekt 1 weisen jeweils zwei Bau- und Nutzungsphasen auf. Ob diese an verschiedenen Abschnitten feststellbaren Bauphasen miteinander korrelieren, und daher auch für die Gesamtanlage zwei zusammenhängende und durchgehende Phasen angenommen werden können, muss jedoch noch abschließend geklärt werden.

Durch C 14-Daten ist eine Errichtung des Komplexes in der spätmeroitischen Zeit anzunehmen. Hinsichtlich der Funktion des Gebäudeensembles legen bemalte Putzreste und andere hochwertige Funde und Befunde einen elitären Charakter nahe. Mehrere Kochinstallationen und das architektonische Layout mit mehreren unabhängigen Appartements lassen auf einen Wohnkontext schließen.